Gesunde Ernährung spielt eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft, nicht immer ist es einfach, sich gesund zu ernähren, gerade, wenn die Eltern viel arbeiten und erst spät zuhause sind. Dann wird leider zu oft auf ungesundes Fast Food zurückgegriffen, das muss nicht sein, wie Marcell Jansen im Interview erklärt. Der HSV-Präsident investierte nach seiner Profi-Fußballerkarriere in Unternehmen. Mit Isabella und Ben Green hat er gleich zwei Good Food Unternehmen mitgegründet.

Bärti: Wie wichtig ist gesunde Ernährung für unsere Gesellschaft?

Marcell Jansen: Da sprechen die Fakten für sich: Jeder dritte Deutsche ist stark übergewichtig, Tendenz stark steigend. Das sollte uns nachdenklich machen: Warum ist das so? Dafür gibt es viele Gründe. Deutschen wird nachgesagt, dass sie für gutes Essen nicht viel Geld ausgeben wollen und dass sie zu faul sind, etwas Gesundes zu kochen.

Und genau hier liegt auch mein Schwerpunkt. Ich habe zwei Unternehmen im Bereich Ernährung mitgegründet. Wir möchten den Menschen Optionen geben, also Anlaufstellen für gesundes, leckeres Essen bieten. Wenn man sich den Markt anschaut, wird klar, dass Pommes, Currywurst, Pizza und Burger als Fast Food gelten. Prinzipiell passt Fast Food zum Lifestyle der Gesellschaft, die Leute haben wenig Zeit und arbeiten viel, das Essen muss schnell zubereitet sein und Menschen wollen nicht stundenlang im Restaurant sitzen. Doch die bekannten Ketten bieten kein Essen, das einen Energieschub verleiht. Das macht zwar satt, bringt aber keine Energie. Von diesem Essen werden wir müde und nehmen zu, das ist nicht Sinn und Zweck der Ernährung und genau deshalb ist es wichtig, das Thema Ernährung im Blick zu haben und es aber nicht zu kompliziert anzugehen. Es beginnt bei einer abwechslungsreichen Ernährung, dann sollte das Essen gekaut und nicht einfach heruntergeschlungen werden. Nach dem Essen sollte jeder in sich hineinhorchen und entscheiden: Fühle ich mich gut oder werde ich direkt nach dem Essen müde? Die Reflexion ist besonders wichtig.

„Jeder dritte Deutsche ist stark übergewichtig, Tendenz stark steigend. Das sollte uns nachdenklich machen.“

Bärti: Sie haben unter anderem in Isabella investiert. Was hat Sie am Konzept von Isabella so fasziniert, dass Sie die Pâtisserie nach Hamburg geholt haben?

Marcell Jansen: Das Thema Unverträglichkeit ist sehr präsent, dazu zählen zum Beispiel Gluten- oder Laktoseintoleranzen. Und für diese Menschen gab es vor einigen Jahren kaum Essensangebote in guter Qualität. Isabella bietet einen echten Mehrwert für allergiegeplagte Kunden, ist aber dennoch mit anderen Pâtisserien vergleichbar.

Isabella hat inzwischen vier Standorte: in Düsseldorf, Stuttgart, Aachen und Hamburg. Ich kenne Isabella als Privatkunde, vor neun Jahren musste ich mich glutenfrei ernähren, damals gab es aber kein Angebot und schon gar kein Isabella. Seit ich zum ersten Mal dort war, hat mich die Qualität überzeugt und ich dachte, das passt sehr gut zu Hamburg.

„Prinzipiell passt Fast Food zum Lifestyle der Gesellschaft, die Leute haben wenig Zeit und arbeiten viel, das Essen muss schnell zubereitet sein .“

Bärti: Glutenfreie Produkte sind nicht besonders günstig und auch immer noch nicht in großer Auswahl in Supermärkten zu finden. Wie sollten sich Lebensmittelmärkte auf Unverträglichkeiten einstellen?

Marcell Jansen: Im Moment tut sich richtig was, das Angebot ist deutlich größer geworden und man kann fündig werden. Aber wir dürfen keine zu großen Erwartungen haben, dass jetzt innerhalb kürzester Zeit alles umgestellt wird. Generell würde ich auch raten, nicht nur in Supermärkten zu schauen, sondern auch andere Angebote zu nutzen. So eine Anlaufstelle wie Isabella ist die richtige Adresse.

Bärti: Ben Green ist das zweite gesunde Unternehmen, in das Sie investiert haben. Den Standort in Köln-Bonn haben Sie aufgegeben, aber eröffnen bald in Hamburg. Was erwartet die Gäste von Ben Green am künftigen Standort in der Europapassage?

Marcell Jansen: Unser Pilotprojekt Ben Green gab es am Flughafen Köln-Bonn und dort haben wir einiges getestet und daraus gelernt. Das Kundenfeedback war sehr gut, deshalb wollen wir das Projekt aus der Pilotphase herausholen und in Hamburg starten. Eventuell ändert sich der Name noch, aber der Grundgedanke bleibt gleich: Leckeres, hochwertiges und schnelles Essen. Unser Slogan ist: „California Street Kitchen“. Das Essen ist im Großteil glutenfrei, wir werden aber zum Beispiel auch eine Dinkel-Tagliatelle haben, die in Hamburg zubereitet wird – klar, die ist nicht glutenfrei, aber sehr hochwertig und gut verträglich.

Die Mahlzeiten sind im Grundsatz immer vegetarisch, kann aber durch verschiedene Toppings wie Fleisch oder Lachs an jeden Geschmack angepasst werden. Es gibt insgesamt viele neue Speisen, Team rund um Steffen Henssler hat richtig was gezaubert. Wir hoffen, dass wir im Mai eröffnen können. Wir wollen eine Anlaufstelle passend zum Lifestyle der Gesellschaft schaffen. Unsere Gäste sollen sich fühlen wie in Kopenhagen, Los Angeles oder Miami – mit einem leckeren, gut verträglichen und sattmachenden Essen, ganz ohne Zusätze zu bezahlbaren Preisen.

„Man sollte darauf achten, dass man gute Kohlenhydrate zu sich nimmt, die den Blutzuckerspiegel nach oben bringen und ihn nicht direkt nach unten fallen lassen.“

Bärti: Wie sieht ein gesundes Mittagessen aus, das sowohl Eltern als auch Kindern einen Energieschub verleiht?

Marcell Jansen: Man sollte darauf achten, dass man gute Kohlenhydrate zu sich nimmt, die den Blutzuckerspiegel nach oben bringen und ihn nicht direkt nach unten fallen lassen. Ich würde gerade bei Saucen auf Sahne- und Milchprodukte verzichten, weil das vom Körper schwer verdaut werden kann und das Energielevel herunterzieht. Eltern können sich ruhig online informieren und Kochideen holen.

Gut verträglich sind Süßkartoffeln, Reis, hochwertiges Fleisch oder Fisch und als Beilage dann viel Gemüse, Brokkoli kann ich zum Beispiel sehr empfehlen. Dann dürfen es auch ruhig kräftige Portionen sein, Kinder brauchen was zwischen die Zähne. Sie sollten aber darauf achten, nicht zu viel zu essen, also lieber einmal mehr in sich hineinhorchen, was gut für den Körper ist. Durch meine Erfahrungen im Leistungssport würde ich kräftige Saucen mit Milchprodukten nicht empfehlen, das verleiht keine Energie. Am Wochenende mal eine Pizza, einen Burger oder Pasta zu essen, ist vollkommen in Ordnung, aber unter der Woche, wo Leistung erbracht werden muss, empfehle ich, auf eine gesunde Ernährung zu achten.

Portrait-Fotos: Jenn Werner, Witters Sportfotografie GmbH | Fotos: Isabella Glutenfreie Pâtisserie